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Anpassung (Adaptation)

Der Begriff Anpassung wird in der Wissenschaft je nach Fachgebiet unterschiedlich definiert. In der Ökologie wird mit Anpassung der Prozess einer Veränderung beschrieben, wodurch sich ein Organismus auf neue bzw. veränderte Umweltbedingungen einstellt. In den Sozialwissenschaften beschreibt der Begriff die soziokulturelle Angleichung von Individuen an neue soziale und politische Strukturen. Im Bereich der Entwicklungspolitik steht der Anpassungsbegriff für die Ausrichtung aller wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Gestaltung der Struktur der Volkswirtschaft an übergeordnete politökonomische und entwicklungspolitische Vorgaben.

In der Debatte um den Klimawandel tritt der Begriff Anpassung häufig in Verbindung mit Klimafolgen und Klimaschutz (Mitigation) auf. Da das Klima auf äußere Einflüsse mit Verzögerungen von Jahrzehnten bis Jahrtausenden reagiert, wird die globale Erwärmung selbst durch strengste Klimaschutzbemühungen nicht mehr zu verhindern sein. Daher müssen neben den Maßnahmen zum Klimaschutz auch Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels erfolgen. Das Nebeneinander von Anpassungs- und Minderungsmaßnahmen wird sehr gut von PARRY et al. (2007) zusammengefasst. Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) weist darauf hin, dass die Reaktion auf die Folgen des Klimawandels mit einem iterativen Risikomanagement-Prozess erfolgen muss, der sowohl Anpassungs- wie auch Klimaschutzmaßnahmen beinhaltet (IPCC 2007).

Generell gibt es für die Anpassung an den Klimawandel keine eindeutige Definition (DIETZ 2006). Nach WILLOWS & CORNELL (2003) ist Anpassung ein Prozess, der zu einer Reduktion von Schäden oder zur Realisierung von Vorteilen in Verbindung mit der Klimavariabilität und dem Klimawandel führt. LIM et al. (2005) weisen darauf hin, dass bei dem Prozess der Anpassung Strategien zur Milderung, Bewältigung und zur Vorteilnahme der Folgen des Klimawandels entwickelt oder umgesetzt werden.

In der polit-ökonomischen Literatur hat sich bislang die Definition des IPCC durchgesetzt (FÜSSEL 2007, GTZ 2007, ADGER et al. 2005, TOL 2005). Diese beschreibt die Anpassung an den Klimawandel als „Anpassung ökologischer, sozialer oder ökonomischer Systeme an aktuelle oder künftige klimatische Stimuli und deren Folgen und Auswirkungen“. Der Begriff umfasst Veränderungen in Prozessen, Handlungsweisen oder Strukturen zur Minimierung oder gar Vermeidung möglicher Schäden sowie zur Nutzung möglicher Vorteile, die durch den Klimawandel auftreten können (SMIT & PILIFOSOVA 2001).

Aus der IPCC-Definiton ergeben sich drei wesentliche Dimensionen der Anpassung (SMIT et al. 1999): 1.) Anpassung an was? 2.) Wer oder was nimmt die Anpassung vor? 3.) Wie erfolgt die Anpassung?

Grundsätzlich wird zwischen einer autonomen (spontanen) und einer geplanten Anpassung unterschieden. Unter einer autonomen Anpassung versteht man die Anpassung, die keine bewusste Reaktion auf klimatische Reize darstellt, sondern durch ökologische Veränderungen in natürlichen Systemen oder Veränderungen in menschlichen Systemen ausgelöst wird. Im Gegensatz dazu ist die geplante Anpassung das Ergebnis einer bewussten politischen Entscheidung, die auf dem Bewusstsein basiert, dass sich die Bedingungen geändert haben und Maßnahmen erforderlich sind, um zum alten Zustand zurückzukehren, oder eine gewünschten Zustand zu erhalten bzw. zu erreichen (IPCC 2007).

Im Wesentlichen beinhaltet die Anpassung Reaktionen auf die Folgen des Klimawandels, egal ob diese bereits erlebt wurden oder voraussichtlich in einer möglichen Zukunft stattfinden werden. Anpassung ist hierbei ein sich wiederholender Prozess aus a) Definition des Problems, b) Planung und Durchführung von Maßnahmen sowie c) Überwachung und Überprüfung durchgeführter Maßnahmen im Hinblick auf neue oder veränderte Informationen, Risiken oder Vorschriften. Das Einstellen auf neue Rahmenbedingungen kann auf Grundlage von Planungen angeordnet werden oder sie kann auch ohne politische Vorgaben erfolgen (www.climate-adaptation.info).

Anpassungsstrategien und -maßnahmen reichen von kurzfristigen Bewältigungsansätzen bis hin zu langfristigen und weitreichenden Veränderungen (MOSER & EKSTROM 2010). Dabei ist es wichtig, mögliche Synergien oder Konflikte zu identifizieren, die von einer Maßnahme im Hinblick auf ihren Einfluss sowohl auf den Klimaschutz als auch die Anpassung an den Klimawandel ausgehen können (MOSER 2012). Die Maßnahmen können technischer (physischer) oder planerischer Art sein. Physische Anpassungsmaßnahmen können beispielsweise eine geänderte landwirtschaftliche Bodennutzung oder die Schaffung von Überflutungsräumen (Retentionsräumen) für den Hochwasserschutz sein. Planerische Anpassungsmaßnahmen zielen auf die räumliche Steuerung, Abwägung und Umsetzung solcher Aktionen ab.

Ziel der Anpassungsmaßnahmen ist es, potentielle Schädigungen zu vermeiden oder zu verringern bzw. neue Chancen zu nutzen. Dies kann dadurch geschehen, dass man die sich verändernden klimatischen Gegebenheiten nutzt oder einen adäquaten Umgang mit den Folgen des Klimawandels entwickelt (IPCC 2001).

Nutzerhinweis: Bei der Verwendung von Anpassungsmaßnahmen gilt es immer zu berücksichtigen, dass jede Maßnahme individuell, standortbezogen, flexibel und auf die jeweilige Fragestellung hin erarbeitet werden muss. Universelle Einheitslösungen gibt es nicht.

Quellen


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