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WBGU-Hauptgutachten 2016 „Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte“

Mit seinem aktuellen Hauptgutachten verdeutlicht der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) eindrucksvoll, warum das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Städte sein wird. Im Vordergrund steht dabei die immer weiter zunehmende Urbanisierung, die erwarten lässt, dass bis 2050 weltweit rund 6,5 Mrd. Menschen in Städten leben – derzeit sind es rund 4 Mrd.

Die sich daraus ergebenden Anforderungen an eine urbane Transformation und notwendige Handlungsempfehlungen diskutiert der WBGU ausführlich am Beispiel unterschiedlicher Handlungsfelder wie
i) Dekarbonisierung, Energie und Klimaschutz,
ii) Mobilität und Verkehr,
iii) Armutsbekämpfung und sozioökonomische Disparitäten oder
iv) Anpassung an den Klimawandel.

Auch der WBGU bestätigt, dass Städte und ihre Einwohner sowohl Treiber als auch Betroffene globaler Umweltveränderungen sind, von denen der Klimawandel eine der größten Herausforderungen darstellt. In Städten wird nicht nur ein Großteil der weltweiten Treibhausgase ausgestoßen, sondern sie sind als Lebensraum und als Zentren wirtschaftlicher Wertschöpfung besonders verwundbar gegenüber den Folgen des Klimawandels.

Cover WBGU Staedte

© WBGU

Im Hinblick auf das transformative Handlungsfeld der Anpassung an den Klimawandel betont der WBGU die Notwendigkeit die Stadtentwicklung an Klimaänderungen anzupassen, um somit die Risiken des Klimawandels zu mindern.

Dies sollte insbesondere dadurch erfolgen, dass Strategien für den Schutz der Bevölkerung, die Priorisierung von Infrastrukturinvestitionen sowie Strategien für die Integration von Klimaschutz und Klimaanpassung in langfristigen Planungen entwickelt werden. Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels wird dabei als ein iterativer Lernprozess angesehen, der über inkrementelle bis hin zu einschneidenden Maßnahmen als Querschnittsthema in die Stadtentwicklung einbezogen werden sollte.

Die Kernempfehlungen des WBGU in diesem Bereich lassen sich wie folgt zusammenfassen: Zentral für eine erfolgreiche urbane Anpassungspolitik sind Kommunen, da die Anpassung von Städten wesentlich von der Integration in lokale Investitionen, Politiken und den gesetzgeberischen Rahmen abhängt. Dabei steht die Herausforderung im Mittelpunkt, resiliente Infrastrukturen aufzubauen, die an zu erwartende Klimarisiken angepasst sind.

Ein weiterer zentraler Baustein ist die Stärkung der Fähigkeit vulnerabler Gruppen zum Umgang mit Klimaänderungen. Des Weiteren ist die Katastrophenvorsorge zu stärken, um so die Fähigkeit von Städten zu verbessern, mit Klimarisiken umzugehen. Maßnahmen der Anpassung sollten dabei jedoch nicht nur auf Erfahrungswerten der Vergangenheit basieren, sondern müssen zukünftig eintretende Ereignisse und Änderungen antizipieren, wobei wiederum entsprechende Unsicherheiten zu berücksichtigen sind.

Entscheidend für das urbane Klimarisikomanagement und den Umgang mit schleichenden Klimaänderungen in Städten ist auch die Einbeziehung wissenschaftlicher Expertise bei Entscheidungsprozessen, wobei auch Entscheidungsträger und relevante Bevölkerungsgruppen beteiligt sein sollten. Zudem sollten kommunale Entscheidungsträger weitergebildet werden, um Klimaschutz und Anpassung an Klimafolgen in Städten mehr Gewicht zu geben. Ein weiterer Bedarf ist dahingehend zu erkennen, die Verfügbarkeit valider und vergleichbarer Daten über lokale Klimaänderungen als Basis für stadtplanerische Entscheidungen sowie Monitoring- und Evaluierungssysteme zu verbessern.

Hierzu betont der WBGU bei allen Herausforderungen die große Diversität von Städten und Stadtgesellschaften sowie die damit verbundene Pluralität von Transformationspfaden zur Nachhaltigkeit. Dies ist insbesondere darin begründet, dass jede Stadt mit wesentlich anderen Herausforderungen und Ausgangsbedingungen konfrontiert ist, was letztlich ganz spezifische Lösungen erfordert.

Der GERICS-Stadtbaukasten

Die auch seitens des WBGU aufgezeigten Herausforderungen haben wir am Climate Service Center Germany (GERICS) bereits frühzeitig erkannt und den modular aufgebauten GERICS-Stadtbaukasten als individuell einsetzbares Beratungsangebot zur nachhaltigen Anpassung an Klimawandelfolgen entwickelt. Hierbei verfolgen wir den Ansatz die Themen Klimaschutz und Anpassung an die Folgen des Klimawandels gleichwertig zu betrachten. Das Hauptziel ist es, Anpassungsmaßnahmen in bereits bestehende Stadtplanungsprozesse zu integrieren.

Logo Stadtbaukasten Schrift

Und auch wenn die wichtigen Stellschrauben, wie der Erhalt und Ausbau von Grün- und Wasserflächen bzw. die Verwendung klimagerechter Baumaterialien, bereits lange bekannt sind, existieren zwischen Theorie und Praxis immer noch große Gräben, die es zu überbrücken gilt. Außerdem zeigt die Praxis, dass es keine Universalmethode gibt, wie sich eine Stadt an die Folgen des Klimawandels anpassen kann.

Gängige Vorgehensweisen, wie das Bereitstellen von Online-Plattformen bzw. Datenbanksystemen, stoßen häufig auf die Barriere, dass ausreichend Expertise sowie Ressourcen vorhanden sein müssen, um die angebotenen Informationen in weiterführende Prozesse zur Entwicklung integrativer Maßnahmen transferieren zu können. Auch das Angebot der Bereitstellung von Best-Practice-Beispielen ist selten zielführend, denn zum einen weist jede Stadt individuelle Merkmale und Organisationsstrukturen auf, die es zu berücksichtigen gilt und zum anderen erfordert dieser Ansatz einen sehr hohen finanziellen und personellen Aufwand, um einen adäquaten 1:1-Transfer zu bewerkstelligen.

Der Stadtbaukasten geht daher einen anderen Weg. Hierbei wird die gesamte Prozesskette von der Bereitstellung der Klimadaten über die Entwicklung und Implementierung von Anpassungsmaßnahmen bis hin zu ihrem Monitoring wissenschaftlich begleitet. Um der Individualität der Städte Rechnung zu tragen, findet zu Beginn des Einsatzes des Stadtbaukastens stets eine Analyse der Standortcharakteristika statt, um die Stadtbaukasten-Module auf die jeweiligen Erfordernisse ausrichten zu können.

Dabei können Städte einzelne oder alle Module des Stadtbaukastens wählen. Diese Flexibilität trägt dem Umstand der spezifischen Gegebenheiten der Städte Rechnung. Die nachfolgende Entwicklung praxistauglicher Maßnahmen in den gewählten Modulen sowie deren Umsetzung erfolgt stets in enger Abstimmung mit der jeweilige Stadt oder Kommune. Ziel der maßgeschneiderten Beratungsangebote ist es die negativen Auswirkungen des Klimawandels in der Stadt zu minimieren. Dies schließt auch Folgekosten durch Wartungs- und Pflegearbeiten mit ein.

Der Stadtbaukasten bietet in der Grundkonfiguration elf Modulgruppen an, die die wichtigsten Handlungsfelder der Stadt abdecken. Das Angebot gibt einen Überblick der gesamten Bandbreite zukünftiger Herausforderungen und Chancen, die der Klimawandel in einer Region mit sich bringen kann.


Weitere Informationen zum Stadtbaukasten WBGU-Hauptgutachten 2016 „Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte“